REHA Erlebnisse aus Bad Kösen
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REHA Erlebnisse aus Bad Kösen
Servus in die Runde
Erstaunlich schnell war mir nach Einreichung des Antrages auf eine REHA-Maßnahme von der Knappschaft eine solche im Herbst 2022 in Bad Kösen bewilligt worden. Recherchen im Internet zur Patientenbewertung führten allerdings zu ersten Zweifeln an der Reputation des Hauses. Ich hätte also gewarnt sein können.
Unter Hinweis (mit Bildern versehener Text) auf meine Lebensumstände (Erkrankung des ZNS, GdB 100, Sturzgefährdung, Bindung an den Rollstuhl) hatte ich die zentrale Einweisungsstelle der Mediankliniken in Leipzig auf zwingend notwendige Sicherungselemente bzw. Haltegriffe im Wohn-und Sanitärbereich hingewiesen. Beschwichtigend wurde ich von Leipzig aus telefonisch beruhigt und der Klinik Saale I zugeordnet. In Bad Kösen angekommen, landete ich dann ohne weitere Erläuterungen in der Klinik II.
Das in den Neunziger Jahren errichtet Haus hat seine besten Zeiten wohl seit geraumer Zeit hinter sich gelassen. Im Eingangsbereich fällt der Blick sogleich auf die Dauer geschlossenen Cafeteria. Wer im Haus dann auf ersatzweise aufgestellte Kaffeeautomaten hoffte, hofft vergebens. Eiserne Sparsamkeit ist Trumpf. Die drei im Gebäudetrakt verteilten Fahrstühle funktionierten nur unzuverlässig. An den meisten Tagen meines Aufenthalts war einer außer Betrieb, an einigen Tagen gleich mal zwei. Das Gedränge und die teilweise tumultartigen Szenen (viele Rollstuhl- und Rollatornutzer) vor der verbliebenen Fahrmöglichkeit müssen wohl nicht extra erläutert werden.
Die Bedingungen meiner räumlichen Unterbringung bedürfen einer besonderen Würdigung. Ein kleiner, abgewohnter Aufenthaltsraum mit Bett und Nachttisch, ein Stuhl, kein Tisch. Ein für nicht stehfähige Patienten ungeeigneter Einbauschrank. Das Fenster und die Tür zum Balkon durch das quergestellte Bett unzugänglich (Bild 1). Eine Gemeinschaftstoilette und ein ebensolches Waschbecken für die Person aus dem Nachbarzimmer. Ständige Türblockierungen (Bild 2) und dort teilweise mangelnde hygienische Zustände sorgten dafür, dass Zoff nicht ausblieb. (Bild 3) Im Waschbereich keinerlei Haltegriffe für Sturz gefährdete Personen. Eine Veränderungswilligkeit an dieser misslichen Situation konnte ich im Zeitraum meines Aufenthalts nicht erkennen. Das spricht nicht gerade für eine gewisse Beratungsempfänglichkeit des Ärztepersonals. Eine im Haus transportable Boden-Deckenstange wäre beipielsweise das Mittel der Wahl gewesen. Völlig unbekannt, könnte womöglich auch Kosten verursachen? Zwei Mal war ich in Zimmer und Bad mangels notwendiger Haltevorrichtungen zu Boden gegangen, zum Glück ohne jegliche Blessuren. Jeder Toilettengang glich einer Mutprobe. Die Halterung für die Toilettenbürste lose am Boden und nicht fest an der Wand installiert (Bild 4). Wie soll ein Schwerbehinderter da zugreifen können? Das also steht bei den Mediankliniken für den schwerbehinderten, im Rollstuhl sitzenden Patienten als Ort des Aufenthalts und der Genesung im Angebot. Na schönen Dank auch. In den Zellen einer JVA soll es, abgesehen vom „Fensterschmuck“, angenehmer zugehen.
Und das ist noch nicht alles. Einmal in 6 Wochen Bettwäschewechsel, einmal im gleichen Zeitraum von einer Schwester geduscht werden. Das unterbesetzte Pflegepersonal in ständiger Hast, teilweise in Teilnahmslosigkeit verfallen. Hierzu auszugsweise nur ein paar gravierende Beispiele.
Die Urinflasche sei erst halbvoll, da passe wohl noch was rein. Entleerte Urinflaschen wurden über Tage hinweg nicht gespült. Ein mit Erbrochenem belasteter Papierkorb wurde trotzt mehrfacher Hinweise nicht abgeholt. Das Lamento könnte noch beliebig fort geführt werden.
Diesen Zuständen steht eine ausgezeichnete Balneologie, Physio-und Ergotherapie gegenüber. Engagiert und Ideen reich. Gute Zeugnisse erhalten auch die Küche und das Servicepersonal. Das macht vieles wieder wett, aber eben nicht alles.
Und jetzt kommt JACOBS Krönung, die im Monat November angeordnete Einsparung des nachmittäglichen Kaffeeausschankes. Einfach erbärmlich. Meine wochenendliche Keksration hab ich dann gezwungenermaßen mit dem vom Hause in Plasteflaschen zur Verfügung gestellten Leitungswasser runter gespült. Natürlich Kosten frei sei dieses Wasser, so eine salbungsreiche Umschreibung im Begleitheft des Hauses für den Patienten. Na, wenn das kein Pfund ist, mit dem man wuchern kann. Der Dürstende hole sich aber bitteschön die Plärre an der zentralen Abfassungsstelle neben dem Speisesaal. Wie ein Krake hat sich der Mediankonzern über das Gebiet der Bundesrepublik, Bayern ausgenommen, verbreitet. Und es zu befürchten, dass sich der dort heimische Sparfuchs auf den langen Fluren der Kliniken die Pfoten wund läuft. Übrigens, in den 6 Wochen meines Aufenthaltes konnte ich (im normalen Rollstuhl sitzend) nicht ein einziges Mal das Klinikgelände verlassen.
Ich hatte mir vor Antritt der REHA vorgenommen das ggf. zur Verfügung gestellte Zeitpotenzial voll auszuschöpfen. Eine weitere Verlängerung oder gar eine erneute REHA in Bad Kösen-nein danke.
Vergleicht man die im Internet zur Schau gestellten Impressionen vom Hause mit der Realität, so stellt man fest, wie ungeniert der Patient hier hinters Licht geführt wird.
Mit Grausen erinnere ich mich auch noch an den Aufenthalt nach einer schweren Coviderkrankung in einem für Rollstuhlfahrer ungeeigneten und viel zu engen Doppelzimmer in der Median-Klinik Grünheide in 2021. Dort waren immerhin täglich drei Flaschen Mineralwasserwasser dem Patienten zur Verfügung gestellt worden. Der Knappschaft sei an dieser Stelle die Frage gestellt, inwiefern die geschilderten Zustände der Standard für künftige REHA-Aufenthalte sein könnten.
Ich würde mir für die Zukunft weniger Median, aber dafür mehr Zuwendung und ein angenehmeres Ambiente wünschen.
Euer Hans
Erstaunlich schnell war mir nach Einreichung des Antrages auf eine REHA-Maßnahme von der Knappschaft eine solche im Herbst 2022 in Bad Kösen bewilligt worden. Recherchen im Internet zur Patientenbewertung führten allerdings zu ersten Zweifeln an der Reputation des Hauses. Ich hätte also gewarnt sein können.
Unter Hinweis (mit Bildern versehener Text) auf meine Lebensumstände (Erkrankung des ZNS, GdB 100, Sturzgefährdung, Bindung an den Rollstuhl) hatte ich die zentrale Einweisungsstelle der Mediankliniken in Leipzig auf zwingend notwendige Sicherungselemente bzw. Haltegriffe im Wohn-und Sanitärbereich hingewiesen. Beschwichtigend wurde ich von Leipzig aus telefonisch beruhigt und der Klinik Saale I zugeordnet. In Bad Kösen angekommen, landete ich dann ohne weitere Erläuterungen in der Klinik II.
Das in den Neunziger Jahren errichtet Haus hat seine besten Zeiten wohl seit geraumer Zeit hinter sich gelassen. Im Eingangsbereich fällt der Blick sogleich auf die Dauer geschlossenen Cafeteria. Wer im Haus dann auf ersatzweise aufgestellte Kaffeeautomaten hoffte, hofft vergebens. Eiserne Sparsamkeit ist Trumpf. Die drei im Gebäudetrakt verteilten Fahrstühle funktionierten nur unzuverlässig. An den meisten Tagen meines Aufenthalts war einer außer Betrieb, an einigen Tagen gleich mal zwei. Das Gedränge und die teilweise tumultartigen Szenen (viele Rollstuhl- und Rollatornutzer) vor der verbliebenen Fahrmöglichkeit müssen wohl nicht extra erläutert werden.
Die Bedingungen meiner räumlichen Unterbringung bedürfen einer besonderen Würdigung. Ein kleiner, abgewohnter Aufenthaltsraum mit Bett und Nachttisch, ein Stuhl, kein Tisch. Ein für nicht stehfähige Patienten ungeeigneter Einbauschrank. Das Fenster und die Tür zum Balkon durch das quergestellte Bett unzugänglich (Bild 1). Eine Gemeinschaftstoilette und ein ebensolches Waschbecken für die Person aus dem Nachbarzimmer. Ständige Türblockierungen (Bild 2) und dort teilweise mangelnde hygienische Zustände sorgten dafür, dass Zoff nicht ausblieb. (Bild 3) Im Waschbereich keinerlei Haltegriffe für Sturz gefährdete Personen. Eine Veränderungswilligkeit an dieser misslichen Situation konnte ich im Zeitraum meines Aufenthalts nicht erkennen. Das spricht nicht gerade für eine gewisse Beratungsempfänglichkeit des Ärztepersonals. Eine im Haus transportable Boden-Deckenstange wäre beipielsweise das Mittel der Wahl gewesen. Völlig unbekannt, könnte womöglich auch Kosten verursachen? Zwei Mal war ich in Zimmer und Bad mangels notwendiger Haltevorrichtungen zu Boden gegangen, zum Glück ohne jegliche Blessuren. Jeder Toilettengang glich einer Mutprobe. Die Halterung für die Toilettenbürste lose am Boden und nicht fest an der Wand installiert (Bild 4). Wie soll ein Schwerbehinderter da zugreifen können? Das also steht bei den Mediankliniken für den schwerbehinderten, im Rollstuhl sitzenden Patienten als Ort des Aufenthalts und der Genesung im Angebot. Na schönen Dank auch. In den Zellen einer JVA soll es, abgesehen vom „Fensterschmuck“, angenehmer zugehen.
Und das ist noch nicht alles. Einmal in 6 Wochen Bettwäschewechsel, einmal im gleichen Zeitraum von einer Schwester geduscht werden. Das unterbesetzte Pflegepersonal in ständiger Hast, teilweise in Teilnahmslosigkeit verfallen. Hierzu auszugsweise nur ein paar gravierende Beispiele.
Die Urinflasche sei erst halbvoll, da passe wohl noch was rein. Entleerte Urinflaschen wurden über Tage hinweg nicht gespült. Ein mit Erbrochenem belasteter Papierkorb wurde trotzt mehrfacher Hinweise nicht abgeholt. Das Lamento könnte noch beliebig fort geführt werden.
Diesen Zuständen steht eine ausgezeichnete Balneologie, Physio-und Ergotherapie gegenüber. Engagiert und Ideen reich. Gute Zeugnisse erhalten auch die Küche und das Servicepersonal. Das macht vieles wieder wett, aber eben nicht alles.
Und jetzt kommt JACOBS Krönung, die im Monat November angeordnete Einsparung des nachmittäglichen Kaffeeausschankes. Einfach erbärmlich. Meine wochenendliche Keksration hab ich dann gezwungenermaßen mit dem vom Hause in Plasteflaschen zur Verfügung gestellten Leitungswasser runter gespült. Natürlich Kosten frei sei dieses Wasser, so eine salbungsreiche Umschreibung im Begleitheft des Hauses für den Patienten. Na, wenn das kein Pfund ist, mit dem man wuchern kann. Der Dürstende hole sich aber bitteschön die Plärre an der zentralen Abfassungsstelle neben dem Speisesaal. Wie ein Krake hat sich der Mediankonzern über das Gebiet der Bundesrepublik, Bayern ausgenommen, verbreitet. Und es zu befürchten, dass sich der dort heimische Sparfuchs auf den langen Fluren der Kliniken die Pfoten wund läuft. Übrigens, in den 6 Wochen meines Aufenthaltes konnte ich (im normalen Rollstuhl sitzend) nicht ein einziges Mal das Klinikgelände verlassen.
Ich hatte mir vor Antritt der REHA vorgenommen das ggf. zur Verfügung gestellte Zeitpotenzial voll auszuschöpfen. Eine weitere Verlängerung oder gar eine erneute REHA in Bad Kösen-nein danke.
Vergleicht man die im Internet zur Schau gestellten Impressionen vom Hause mit der Realität, so stellt man fest, wie ungeniert der Patient hier hinters Licht geführt wird.
Mit Grausen erinnere ich mich auch noch an den Aufenthalt nach einer schweren Coviderkrankung in einem für Rollstuhlfahrer ungeeigneten und viel zu engen Doppelzimmer in der Median-Klinik Grünheide in 2021. Dort waren immerhin täglich drei Flaschen Mineralwasserwasser dem Patienten zur Verfügung gestellt worden. Der Knappschaft sei an dieser Stelle die Frage gestellt, inwiefern die geschilderten Zustände der Standard für künftige REHA-Aufenthalte sein könnten.
Ich würde mir für die Zukunft weniger Median, aber dafür mehr Zuwendung und ein angenehmeres Ambiente wünschen.
Euer Hans
Hans- Anzahl der Beiträge : 6
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Ort : Magdeburg
Re: REHA Erlebnisse aus Bad Kösen
Hans,
ich habe keine Bilder gefunden. Aber die Beschreibung haut einen um. Da hätte ich den Kostenträger informiert und die Reha abgebrochen.
Gruß Frank
ich habe keine Bilder gefunden. Aber die Beschreibung haut einen um. Da hätte ich den Kostenträger informiert und die Reha abgebrochen.
Gruß Frank
Frank59- Anzahl der Beiträge : 66
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Ort : Horb a. N.
Re: REHA Erlebnisse aus Bad Kösen
Hallo Hans,
danke für deine fast unglablichen Reha-Horror-Schilderungen, geführt mit feiner Klinge und mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus. Teilweise ist mir das Lachen im Hals stecken geblieben. Eine Frechheit, was einem da zugemutet wird.
Immerhin war nicht alles schlecht.
Und ich habe wieder ein neues Vokaabel gelernt, das ich in 8 Jahren mit PLS noch nie gehört habe: Balneologie (hab's gegoogelt...) Welche Bäder hast du da konsumiert bzw. in welche Lösungsmittel hat man dich getaucht?
Viele Grüße und erhole dich gut von der Reha!
Lukkl
danke für deine fast unglablichen Reha-Horror-Schilderungen, geführt mit feiner Klinge und mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus. Teilweise ist mir das Lachen im Hals stecken geblieben. Eine Frechheit, was einem da zugemutet wird.
Immerhin war nicht alles schlecht.
Und ich habe wieder ein neues Vokaabel gelernt, das ich in 8 Jahren mit PLS noch nie gehört habe: Balneologie (hab's gegoogelt...) Welche Bäder hast du da konsumiert bzw. in welche Lösungsmittel hat man dich getaucht?
Viele Grüße und erhole dich gut von der Reha!
Lukkl
Lukkl- Anzahl der Beiträge : 101
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